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Die gestörte Beinstrombahn

Das Beinminutenvolumen beträgt in Ruhe etwa 5% des Herzminutenvolumens, also etwa 250 ml/min. Der arterielle Zustrom- sowie venöse Abflusswiderstand sind vernachlässigbar klein. Der Kreislauf wendet nur minimale Energie auf um das Blut an- und abzutransportieren, so dass die vom Herzen bereitgestellte Energie fast vollständig zur Durchblutung der Organe erhalten bleibt.

Von einem akuten Verschluss spricht man, wenn das betroffene Gefässbett unvorbereitet ist, d. h. keine nennenswerten Umgehungsarterien (Kollateralen) vorhanden sind. Eine wirksame Gefässeinengung (Stenose) mit gut ausgebildetem Umgehungskreislauf kann zwar plötzlich verschliessen, die Beschwerden eines "akuten Verschlusses" treten aber gewöhnlich nicht auf.

Das strömungsmechanische Substrat sind das Verschlusssegment selbst sowie die im Falle der Beinstrombahn zunächst in sehr geringer Anzahl vorhandenen anatomisch präformierten und den Verschluss überbrückenden kleinkalibrigen Kurzschlüsse (Anastomosen). Ihr Gesamtquerschnitt erreicht bei weitem nicht die Größe der vormals durchgängigen Hauptarterien. Der Widerstand der Beinstrombahn wird hierdurch gesteigert.



Der akuter Beinarterienverschluß - Notfall wie Herzinfarkt oder Schlaganfall

Häufige Ursache für den plötzlichen Verschluß einer Schlagader einer Gliedmaße sind die arterielle Embolie (meist Embolisierung -also eine Gerinnselverschleppung- von thrombotischem Material aus dem linken Herzen) und die arterielle Thrombose die Blutgerinnselbildung an einer vorher bereits bestehenden Gefäßenge (arteriosklerotische Veränderungen der Gefäßwand oder auch Gefässaussackungen (Aneurysma). Weitere Auslöser für eine arterielle Thrombose sind oft eine gesteigerte Gerinnungsfähigkeit des Blutes, (z.B. bei Exsikkose), eine Herzschwäche oder eine medizinische Maßnahme (z.B. Punktion, Angiographie). Im Falle eines akuten Verschlusses liegt der Druck nicht selten unterhalb des kritischen Druckniveaus oder gar in der Nähe des Stagnationsdruckes, so dass selbst unter Ruhebedingungen mit einer ausreichenden Durchblutung nicht mehr zu rechnen ist.

Im Falle eines akuten Verschlusses des unvorbereiteten Gefäßsystems steht für den Patienten das Schmerzerlebnis im Vordergrund. Es entsteht ein Tiefenschmerz (Muskel, Bindegewebe) durch Reizung dort zu vermutender Schmerzrezeptoren.

Kurz nach Auftreten eines akuten Arterienverschlusses kommt es zu Kompensationsversuchen der betroffenen Strombahn. Arteriolen und kleinste Arterien erweitern sich so weit wie möglich. Es ist schwer abschätzbar ob die Beschwerdebesserung das Ende der akuten Gefährdungsphase signalisiert.

Die Behandlung eines akuten Arterienverschlusses des Beines oder des Armes kann je nach Ursache mit relativ einfachen Mitteln möglich sein, andererseits jedoch auch den Einsatz modernster diagnostischer und therapeutischer Methoden erfordern. Eine unangemessene Sofortbehandlung ist oft nicht mehr korrigierbar und führt nicht selten zum Verlust der Gliedmaße.



Der chronische Verschluss

Der sogenannte chronische Verschluss der unteren Extremität ist das am weitaus häufigsten vorkommende Krankheitsbild unter den Gefäßkrankheiten. Er ist gegenüber dem akuten Verschluss durch eine langsam verlaufende Entwicklung charakterisiert, so dass sich ein ungleich leistungsfähigeres System von Umgehungsarterien (Kollateralsystem) ausbilden kann. Die Grösse des Umgehungsgefässe Widerstandes hängt vorwiegend von der Weite der Umgehungsarterien ab. Die Länge der Kollateralarterien ist zwar nicht zu vernachlässigen, spielt aber eine untergeordnete Rolle.

Die Folgen eines chronischen Arterienverschlusses werden funktionell dann kompensiert, wenn die Leitfähigkeit der Umgehungsgefässe und damit auch eine Druckreserve verbleibt. Unter der Druckreserve versteht man den Unterschied zwischen dem aktuellen ( postokklusiven) Druck hinter dem Gefässverschluss und dem kritischen Druckniveau. Unter normalen Bedingungen ist die Druckreserve der Hauptschlagader (Aorta) kaum erschöpfbar.