Katheteruntersuchung (Angiographie)
???Mit den meist ambulant durchgeführten klinischen Untersuchungen und mit einer Ultraschalluntersuchung (Farbkodierte Duplexsonographie) kann Ihre Durchblutungsstörung oft schon sehr genau festgestellt werden. Die Angiographie dient dann dazu, die Durchblutungsverhältnisse im Bereich der Untersuchungsregion, häufig Becken-Beingefäße und der Hauptschlagader oder Hals- und Schulter-Armgefäße vor allem vor einer geplanten Behandlung noch genauer bis in die feinsten Aufzweigungen darzustellen. Dazu erfolgt dann eine Bildgebung der betroffenen Gefäßabschnitte mit einem jodhaltigen Röntgenkontrastmittel. Oft kann dann auch schon in gleicher Sitzung die Behandlung z.B. durch eine Ballondilatation oder Stentimplantation erfolgen.???
Vorbereitung, stationäre Aufnhame
????Manchmal haben wir bereits Unterlagen von Ihrem Hausarzt, so daß wir nicht immer alle vorbereitenden Untersuchungen wiederholen müssen. Aber es ist z.B. wichtig, daß ein aktuelles
Röntgenbild der Lunge vorliegt; ein neues EKG, häufig auch ein Belastungs-EKG sind
notwendig, um Ihre Herzerkrankung besser beurteilen zu können. Zusätzliche
Untersuchungen, wie z.B. eine Ultraschalluntersuchung des Herzens und der Halsgefäße
oder eine Überprüfung der Lungenfunktion können ebenfalls sehr wichtig sein. Welche
dieser Untersuchungen bei Ihnen durchgeführt werden müssen, entscheiden die Ärzte in
der Gefässambulanz. So ist es häufig so, daß zunächst frühmorgens während der
Blutabnahme nur die wichtigsten Fragen geklärt werden und Sie dann anschließend erst
einmal "auf die Reise geschickt" werden. Es ist sehr schwierig, all die
Untersuchungen in der schnellsten Reihenfolge durchzuführen. Viele Patienten müssen
geröntgt werden und benötigen z.B. ein Belastungs-EKG. So kann es auch sein, daß Sie
vor dem einen oder anderen Untersuchungszimmer warten müssen oder zwischendurch auch
wieder in die Ambulanz oder auf die Station gehen können. In der Zeit, die Sie mit den
Untersuchungen verbringen, bereitet die Station Ihr Zimmer vor, so daß Sie sich
einrichten können, wenn alle Untersuchungen erledigt sind. Manchmal jedoch werden
Patienten erst in den Mittagsstunden entlassen, so daß das Zimmer auch erst anschließend
gereinigt werden kann. Daher ist es nicht immer so, daß sie frühzeitig "Ihr
Bett" bekommen; ab und zu müssen Sie im Aufenthaltsraum noch ein wenig Geduld haben.????
Durchführung der Untersuchung:
Für diese Untersuchung wird als Gefäßzugang eine Schlagader benötigt. Am häufigsten
wird die Beinschlagader im Bereich der Leistengegend rechts oder links verwendet.
Gelegentlich wird auch die Armschlagader, meist rechts, seltener links, benutzt. Welcher
Gefäßzugang gewählt wird, hängt vom Gefäßzustand, von der Art der Erkrankung und von
der Erfahrung des Untersuchers ab.
Unter örtlicher Betäubung wird entweder die Beinschlagader im Bereich der rechten Leiste
punktiert oder die Armschlagader im Bereich der Ellenbeuge freigelegt. Durch die örtliche
Betäubung ist die Untersuchung in der Regel nicht schmerzhaft. Ein gerinnungshemmendes
Mittel, dessen Wirkung schnell eintritt und über die Untersuchungsdauer anhält, wird in
das Gefäß eingespritzt. Dabei kann es bei Verwendung der Armschlagader zu einem
vorübergehenden Kälte- und dann Hitzegefühl kommen.
Der Katheter (dünner Kunststoffschlauch von 2 bis 3 mm Durchmesser) wird unter
Röntgenkontrolle in die Hauptschlagader und dann in einzelne Gefäße der Bauch- Becken-
oder Beinregion vorgeführt. Es wird Kontrastmittel in die Gefäße mittels einer
automatischen Druckspritze oder von Hand eingespritzt. Man spürt dabei ein bis zu 10
Sekunden andauerndes Hitzegefühl im gesamten Körper, besonders in Becken- und
Beinregion. Sie können auch dabei ein Gefühl des Harndrangs oder Harnabgangs bekommen.
Die Aufnahmen erfolgen über eine Kamera, die an einer bildverarbeitenden Anlage
angeschlossen ist. Mehrere Aufnahmen in verschiedenen Richtungen werden benötigt, um
Verengungen von einzelnen Gefäßen sicher und genau zu beurteilen.
Die Untersuchung kann dadurch verzögert sein, daß sich eine Gefäßverkrampfung
entwickelt hat, vor allem bei kleinen Schlagadern, oder wenn sie erhebliche Krümmungen,
etwa bei langjährigem Bluthochdruck, aufweisen.
Verhalten nach der Untersuchung:
Nach Entfernung des Katheters wird bei Zugang über die Beinschlagader in der Regel ein
Druckverband angelegt. Der Druckverband verbleibt je nach verwendetem Katheter 6-12
Stunden. Solange der Druckverband liegt, müssen Sie Bettruhe einhalten. Ihr Oberkörper
kann jedoch um etwa 30 Grad angehoben werden und Sie können sich auch auf die Seite
legen, vorausgesetzt, das verwendete Bein bleibt gestreckt.
Wird die Armschlagader verwendet, so muß selten die Gefäßöffnung und dann die Haut
genäht werden. Ein Verband wird angelegt. Bei Untersuchung vom Arm aus müssen Sie keine
Bettruhe einhalten, es sei denn, es gibt andere Gründe dafür.
Mögliche Komplikationen:
Trotz sachkundiger Durchführung und größter Sorgfalt sind seltene Komplikationen nicht
völlig ausgeschlossen. Das in den Körper eingebrachte Kontrastmittel kann zu
Überempfindlichkeitsreaktionen mit Juckreiz, Übelkeit, Erbrechen, Atembeschwerden oder
Blutdruckabfall führen. Bestimmte Überempfindlichkeitsreaktionen müssen durch
bereitstehende Gegenmittel schnell behoben werden.
Während der Untersuchung können Extraschläge ausgelöst werden, die als Herzstolpern
empfunden werden. Schwerwiegende Herzrhythmusstörungen, die ein sofortiges
medikamentöses Eingreifen oder eine sofortige elektrische Behandlung erforderlich machen,
kommen selten vor. Akute Durchblutungsstörungen der untersuchten Gefäße sind ebenfalls
selten und können bei Patienten, die schwere Gefäßveränderungen haben, auftreten.
Trotz der Vorbeugung mit blutgerinnungshemmenden Mitteln können Blutgerinnselbildungen
mit Durchblutungsstörungen von Organen oder Nervenbahnen, die eine medikamentöse oder
operative Behandlung erfordern, nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
Besonders bei Armschlagadern, die eine starke Arterienverkalkung aufweisen, kann es zu
Durchblutungsstörungen am verwendeten Arm kommen, die eine operative Wiederherstellung
der Armdurchblutung, meist durch einen kleinen Eingriff, erforderlich machen. Die
Möglichkeit einer Gefäßverletzung mit Blutung ist äußerst selten.
Blutergüsse oder eine Nachblutung im Bereich der Wunde kommen gelegentlich vor. Die
Blutergüsse heilen nach einigen Tagen folgenlos ab, eventuelle Nachblutungen am Arm
kommen in der Regel spontan zum Stillstand. Eine gestörte Wundheilung mit Infektion kann
ebenfalls in seltenen Fällen vorkommen. Sollten Wundheilungsstörungen auftreten, so
sollten Sie Ihren Hausarzt aufsuchen. Im Bereich der Leistengegend sind Blutergüsse
häufiger als am Arm. Vor allem bei Verwendung von großen Kathetern und Gefäßzugängen
werden gelegentlich Aussackungen der Beinschlagader beobachtet, die mit einer Schwellung
einhergehen und durch einen kleinen operativen Eingriff behandelt werden können.
In Anbetracht der Seltenheit der erwähnten Zwischenfälle sind Ihre behandelnden Ärzte
und wir der Überzeugung, daß zur Erkennung und Behandlung Ihrer Erkrankung die
Nichtdurchführung der vorgesehenen Untersuchung ein größeres Risiko als deren
Durchführung bedeuten würde.
Nach Studium des Informationsblatts wird der Arzt ein Aufklärungsgespräch mit Ihnen
führen, bei dem Sie erläuternde Fragen stellen können.
Gibt es keine andere Möglichkeiten?
Die Gefässdarstellung mit Kontrastmittel (Angiographie als Arteriographie und Phlebographie) stellt für viele Fragestellungen bei Gefässkrankheiten eine optimierte Diagnostik dar. Sie ist bei strenger Indikationsstellung unverzichtbare Massnahme vor Operationen oder Grundlage für andere eingreifende Behandlungsformen. Sie stellt ein nicht allzu risikoreiches Untersuchungsverfahren dar und ist bei exakter Durchführung für den Patienten ausreichend schonend und damit zumutbar. Für die Zukunft wird das Bemühen darauf gerichtet sein, krankhafte Befunde durch andere diagnostische Manahmen darzustellen. Erste Schritte auf diesem Wege stellen zumindest im Bereich der grossen Arterien und Venen, wie der Hauptschlagader (Aorta abdominalis) und der unteren Hohlvene (V. cava inferior) moderne Ultraschallverfahren sowie die Kernspintomographie dar.
Eine echte vollwertige Alternative zur Angiographie ist damit aber bis auf den heutigen Tag noch nicht gegeben, ebensowenig wie mit der Computertomographie. Allerdings gewinnen farbcodierte Duplexsonographie und Kernspintomographie zunehmende Bedeutung, die Angiographien häufiger bereits überflüssig machen.